Türkei VII: Gaziantep-Urfa - 20.-24. Oktober 2013

Deutsch

Seitdem ich Gaziantep Richtung Osten verlassen habe, hat sich mir eine neue Welt aufgetan: Mesopotamien, der Mittlere Osten ist erreicht. Zumindest aus meiner westlich gefärbten Perspektive wirkt das Land nun orientalischer und arabischer. Mehr als je zuvor habe ich ein Gefühl von Abenteuer und Exotik, als ich über die staubigen Einfallstraßen in der Stadt Birecik den Euphrat überquere. Die LKW-Fahrer, die hier unterwegs sind, steuern Ziele wie den Irak oder den Iran an und damit Länder, die ich als Westeuropäer bislang nur aus dem Fernsehen kannte. Die Landschaft ist mittlerweile sehr karg geworden und wirkt wie eine Marslandschaft. Es ist aber eben nicht unerträglich heiß, wie man es vielleicht von einer Halbwüstenlandschaft erwarten könnte, sondern zu dieser Jahreszeit strahlt die Sonne eine angenehme Wärme aus.

Östlich von Gaziantep beginnen zudem die Kurdengebiete. Deutlich wird das an dem Grad der Gastfreundschaft, denn noch mehr als die Türken neigen die Kurden dazu, spontan fremde Reisende wie mich zum Tee oder Essen einzuladen. So lud mich beispielsweise eine Trauergesellschaft spontan zum Mittagessen ein, als ich auf der Suche nach einem Restaurant war. Die Trauergesellschaft bestand nur aus Männern. Auch sonst dominieren auf dem Land die Männer das öffentliche Bild. Diese konservative Gesellschaftsstruktur war freilich auch schon vor Gaziantep zu beobachten und lässt sich wohl mehr oder weniger in allen ländlichen Gebieten feststellen.

Ein bisschen nervig sind vor allem die „Halbstarken“, die jungen Männer unter 20 Jahren. Sie röhren oft zu zweit oder dritt auf getunten Motorrädern durch die Gegend und machen einen auf dicke Hose. Das können die meinetwegen ja gern machen, solange die mir nicht in die Parade fahren. Viele von denen kommen allerdings irgendwie hämisch rüber. Meistens lassen sie sich mit lässigen Handheben und einem „How are you, buddy?!“ besänftigen. Man hat sie dann beachtet und das ist vielleicht wichtig für sie. Es ist jedoch auch schon vorgekommen, dass sie mich vom Motorrad aus erschrecken wollen, indem sie zum Beispiel viel zu dicht an mir vorbeifahren. Die Jungs haben wahrscheinlich einfach nichts Besseres zu tun und müssen ihre Triebe irgendwie abreagieren. Mit den einheimischen Mädchen dürfen sie in diesen verklemmten Gegenden ja nicht vor der Ehe und anders als an der Westküste gibt es keine russischen Touristinnen, mit denen sie sich alternativ vergnügen könnten.

Nach zwei Tagen kam ich in Sanliurfa an, einer der heiligsten Städte des Islams. Der Überlieferung zufolge sollen sich hier einige blumig beschriebene Koran-Episoden (z.B. Feuerbälle, die sich in Karpfen verwandelten und Abraham, der durch Allah vom Scheiterhaufen befreit und in einen Rosengarten gehievt wurde) abgespielt haben. Um diese „Geschichten“ herum wurden prächtige Moscheen und Parkanlagen gebaut, die ich mir natürlich nicht entgehen ließ. Auch der atmosphärische Basar lohnte sich.

 

 

 

Englisch

Since I have left the Gaziantep towards east, a new world has opened up to me: Mesopotamia, the Middle East is reached. At least from my western perspective, the country now looks more oriental and Arabic. More than ever, I have a sense of adventure and exoticism, as I cross the Euphrates along the dusty roads leading into the city Birecik. The truck drivers who are traveling head to destinations such as Iraq or Iran. i.e. for countries that Western Europeans so far as I know only from TV. The landscape has become very sparse and looks like a Martian landscape. But it's just not unbearably hot as one would perhaps expect from a semi-desert landscape, but at this time of year , the sun has a pleasant warmth.
East of Gaziantep also begin the Kurdish areas. This becomes clear from the level of hospitality because even more than the Turks, the Kurds tend to spontaneously invite foreign travelers like me to tea or food. Thus, for example, some mourners invited me spontaneously for lunch when I was in search of a restaurant. The funeral party consisted only of men. And also on a general basis, the men dominate the country's public image. This conservative social structure was of course also be observed before Gaziantep and can probably find more or less in all rural areas .
A bit annoying are the "beatniks", the young men under 20. They often drive around by tuned motorcycles, with two or three on it, through the area and try to act like “King Louie”. As long they do not bother me, I would not care, of course. However, many of them are somehow gloating over. Usuallly, they can be appeased with a cool show of hands and a "How are you , buddy?" One so has then paid attention to them and this is perhaps important to them. However, it also occured to me that they wanted to scare me on the motorcycle, for example by passing too close to me. The guys have probably simply nothing better to do and have to react somehow to their instincts. With the local girls they can not hang out seriously before marriage in these prudish areas and unlike on the west coast, there are no Russian girls with whom they could alternatively have fun with.
After two days I arrived in Sanliurfa, one of the holiest cities of Islam. According to tradition, some flowery described Qur'an episodes (e.g., fire balls that turned into carps and Abraham, who was freed by Allah from the pyre and heaved into a rose garden) should have taken place here. Around these "stories", magnificent mosques and parks were built which I of course did not miss. Also, the atmospheric bazaar was worth it.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Namik Kemal (Freitag, 25 Oktober 2013 10:40)

    Good jobs man , we love you :-))